Erster PC-Bau nach 20 Jahren „Pause“, ob das mal gut gehen kann? Heidewitzka, Herr Kapitän! Ich bin überrascht, zufrieden und beruhigt. Anbei eine Bauempfehlung für eine recht unkonventionelle Hütte, mit jener StarCitizen, CoD MW2, SGW, RoN u.v.m. in 4k spielbar sind und natürlich jede Menge anderes Kreativ-Dingens-Zeug.
Eine gute Möglichkeit, die Unkosten dieses Abenteuers ein wenig zu dämpfen, wäre z.B., meinen PC als „Bauvorschlag“ mit Amazon Affiliate-Links zu versehen. Allerdings macht mir die Rechtslage das Leben unnötig schwer. So kommen die nachfolgenden Links allesamt ohne derartige Links. Solltest Du diesen Blog hier aus anderen Gründen mögen, freue ich mich über einen Klick auf die „Danke“-Seite (Link).
Wer – aus irgendwelchen Gründen – der Meinung ist, mein Beitrag zum Thema Switching / Windows (Link) hätte etwas mit diesem hier zu tun, könnte richtig liegen.
tl;dr: Nein, auch dies ist kein Beleg für eine Midlife-Crisis…
Da sind sie noch, die Erinnerungen von vor 20 Jahren: PC’s die nicht rund laufen, instabile Treiber, blutige Hände wegen nicht entgrateter Gehäuse, unterdimensionierte, nach kurzer Zeit schon geplatzte Kondensatoren, generell schlechte Netzteile, wackeliges Windows – wieso sollte ich so ein Abenteuer überhaupt wagen?
Den hiesigen Händler wollte ich ja auch nicht mehr, Vorgefertigtes kann ich auch bei Apple bekommen, Massenhersteller mit Windows sind im Bereich Gaming nicht wirklich gut (Link), einschlägige Online-PC-Bauer, wie z.B. Mifcom, sind unverschämt teuer – alles nicht wirklich mein Ding.
Also: Erstmal alles doof.
Bleibt nur noch Eigenbau der Hütte. Wie so ein Primat…
Zielsetzung für diesen Computer: So leise wie irgendwie möglich, muss nicht am oberen Ende der Performance-Skala sein, dafür aber absolut stabil.
Kennzahlen vorab: Knapp unter EUR 3000. Mit Verlaub: Ich habe auch tief in’s Regal gegriffen. Es geht auch eine Nummer kleiner, z.B. mit den mitgelieferten Lüftern und einem klassischen Kühler, kleineren NVMe’s oder einem kleineren Grafikbeschleuniger. Auf der anderen Seite geht’s auch größer. Aber: Ein i9 ist m.E. wohl völlig übertrieben, damit wäre eine 240er AIO denn auch überfordert, hier wäre also eine Grenze im Konzept.
Was spielt er denn?
Momentan bin ich „Handlungsreisender“ in Star Citizen (Link). Das gibt es nicht auf GeforceNow. Es ist herrlich „nicht“ optimiert, benötigt nicht nur eine extrem schnelle GPU, sondern auch eine potente CPU – Es ist seit einer gefühlten Ewigkeit ein „Beta“. Alternativ aktuelle Call of Duty-Reihen (z.B. Black Ops Cold War) und alle Spiele der Sniper Ghost Warrior und Sniper-Elite Serien.
Komponentenwahl
Ich möchte noch mitgeben, dass ich (bislang) keine Socken in Sandalen trage, also weder Linus, Roman oder Igor genannt werden möchte. Und natürlich habe ich mich vorab auf YouTube-Academy ausführlich schulen lassen. Und direkt mal das komplette Gegenteil aller Empfehlungen umgesetzt, die ich dort vernommen habe:
Als erste Amtshandlung habe ich das vermeintlich völlig überflüssige Z790-Mainboard von Gigabyte (Aorus Elite AX) verbaut, u.a. weil ich DDR5 und mehr Platz wollte, letzteres um NVMe’s anzuknoten (eine direkt, 3 weitere über den Chipsatz).
Und ich habe dann „nur“ einen i5-13600k draufgestöpselt, weil er (mir) zum Daddeln (von StarCitizen) und für Davinci Resolve erstmal völlig ausreichte.
Die vermeintlich komplett überkandidelte RTX-4080 sollte meine 5120*1440 auf meinem Office-Monitor (60Hz, welch‘ Frevel! e1nself!1!) antreiben, sowie einen Haufen Spiele und DaVinci’s Resolve adäquat nutzbar machen.
Bei den NVMe’s würde man den Unterschied heute eh‘ nicht mehr bemerken (Sag‘ das mal einem SC-Spieler), deswegen bin ich direkt mal ans Limit von PCI 4.0 gegangen und habe einen Kingston Fury Renegade draufgestöpselt, die erste der 3 weiteren Slots auf dem Board belegt jetzt eine Crucial P3 mit 4 TB, Das Board hat Platz für zwei weitere von den Dingern.
Mein Gehäuse war seit dessen Erscheinungsdatum eigentlich klar: Es gibt für mich quasi keine Alternative zu Fractal’s North. Es ist die weiße Mesh-Variante geworden, Mit Platz für eine 240mm AIO und einheitlich insgesamt 6 Noctua-120mm Fan’s -ohne Bling-Bling:
Unangenehm: Der Die Stromversorgung der RTX4080 berührt die Seitenwand und lässt sich einfach nicht entspannt verlegen, liegt bei mir leider direkt über dem PNY-Logo meiner Grafikkarte. Dazu passend eine sprichwörtlich ziemlich hitzige Debatte über exakt diesen Anschluss (Link).
Zusammenbau
Mit Unbehagen erinnere ich mich noch an blutige Hände beim Bau vor zwei Dekaden. Dem ist heute wohl nicht mehr oder Fractal kann’s einfach. Es hat im oberen Bereich einen PWM-Lüfterhub, so dass die Kabelwege einfacher werden, zwei Slots für klassische Tellerminen und zwei Slots für SSD’s, genügend Platz für Kabelwirrwar am Netzteil und das beste Manual, was ich jemals bei einem Gehäusehersteller gesehen habe (Link). Dem entnehme ich auch, dass ich – sofern ich eine RTX4080 verbauen möchte, in der Kartenlänge begrenzt bin, deswegen besser eine 240er AIO oben montiere.
3 in 3 out + Grafikkarte – so ein langweiliges Standardkonzept… das Staubschutz-Mesh bleibt in der Front, alle mitgelieferten Lüfter werden durch Noctuas ersetzt. Die Lüfter kommen mit Kabelweichen und Verlängerungen, so dass ich die Zuleitungen problemlos verlegen kann. Überhaupt sind diese Lüfter für mich alternativlos.
Ich nutze die bei der AIO mitgelieferte, sauber vorbereitete Wärmeleitpaste von DeepCool. Nach 1-2 Jahren werde ich das wohl noch einmal prüfen, sofern ich Änderungen an den Temperaturen bemerke, ich habe mir keine WLP dazu bestellt.
Allerdings muss ich bei der Montage den Kühler recht früh von der Schutzabdeckung befreien: Der Montagesatz will angebracht werden und der 240er Radiator stört dann doch ab und an während des Zusammenbaus – Ich kann ihn samt Lüfter erst zum Schluss montieren, die Schutzabdeckung hätte man anders entwerfen können.
Das Konzept über Kabelweichen und SATA-Anschlüsse der AIO und der dürftigen, mitgelieferten Anleitung von DeepCool (Link) lässt einen anfangs verzweifeln, doch nach „genauem Hinsehen“ ist es auch für ungeübte vollbracht. Auch das hätte man besser machen können, ich bin allerdings froh, dass die Schriftart Times New Roman bei diesem Produkt keine Verwendung findet.
Mich haben die vielen, kleineren Kabel wohl gestört, bis ich sie sauber verlegt bekommen habe. Ein etwas dickeres Kabel vom Kühler zum Radiator und dort montierte Steckverbindungen wären m.E. nicht nur während der Montage eleganter, da das „Gefriemel“ m.E. dann vollkommen unsichtbar ist. Meiner Erkenntnis nach verbauen aber alle Hersteller ihre Steck-Kontakte direkt am Kühler und nicht am Radiator (leider). Das Ergebnis ist mit etwas Mühe dennoch sehr schick (und wirkungsvoll, s.u.).
Die PNY RTX4080 (ohne Bling-Bling) kommt mit einem einfach und zum Board passenden Support-Bracket, so dass sie gerade im Gehäuse bleibt und nicht herunterhängt. Wie zuvor erwähnt, gefällt mir die Stromversorgung der RTX nicht. Ich muss das noch ordentlich machen und vor allem anders – Wir lassen das besser mal, mit diesen 12VHPWR-Winkeladaptern… (Link).
Kritik: Fractal hat für die Stromversorgung des Boards im oberen Bereich einen eher dürftig kleinen Ausschnitt im Gehäuse vorgesehen. Dadurch müssen auch mindestens 3 Anschlusskabel der Lüfter im Push-Betrieb der AIO und der Rückseite. Das ist deutlich zu knapp, die Friemelei hätte durch eine größere Aussparung vermieden werden können. Die ist bei den meisten eh nicht sichtbar, sofern denn eine AIO oben eingebaut wird.
Nach dem Bau liegt in meinem Wohnzimmer so viel Pappe und Plastikverpackung, dass ich erst einmal eine Stunde brauche, um alles zusammenzusammeln und adäquat in den riesigen Gehäusekarton verstaue. Man weiß ja nie…
Konfiguration
Die BIOS-Power-Limits konfiguriere ich im Moment konservativ dahin, wo sie der Hersteller setzt. In Cinebench erreiche ich so sicherlich nicht die Werte, jene dort für einen 13600k hinterlegt sind, das muss ich aber auch nicht. Die Hütte rennt eh schon schnell genug. Wichtig ist mir absolute Stabilität.
Einzig XMP für meinen Speicher aktiviere ich, so dass er frei laufen kann, Resizable-Bar-Support und 4G Decoding (Link). Ersteres verzögert das Starten des Rechners zwar um knapp 5 Sekunden, das ist mir – mit Verlaub – herzlichst egal.
Da die Grafikkartenkonfiguration in Windows selbst nicht so wollte, wie ich, habe ich nach einiger Zeit die interne Grafikkarte deaktiviert (zum Leidwesen des Stromverbrauchs).
Gut zu wissen, dass ich könnte, wenn ich wollte, die Kühlung hat Kraft im Überfluss – sogar für einen 14700k, wenn es denn tatsächlich mal sein müsste, das sehe ich aber im Moment überhaupt nicht.
Die Noctuas sind in diesem Profil nicht hörbar, mit etwas Last wird die CPU bei 26 Grad Raumtemperatur im Sommer gut 34 Grad warm (Celsius), bei normaler Zimmertemperatur ist es nochmal angenehmer:
Die Kühlung der PNY-RTX ist im Office-Betrieb ausgeschaltet, deren Lüfter habe ich im Spiel allerdings auch bis heute nicht gehört.
Gigabyte’s Software zur Konfiguration von Lüfterkurven, RGB und BIOS ist sehr wohl fürchterlich, allerdings benutze ich sie auch nur selten, u.a. zum Aktualisieren der Treiber. Dazu ein kleines Achtung: Sofern man nicht aufpasst, jubelt sie einem leider auch unnötige Bloatware unter (Norton „Internet Security“ und Smart Backup).
Was ich besser oder anders hätte machen können:
Es gibt wohl Abhilfe von Cablemod für das Anschlussproblem der RTX-40er-Karten, z.B. so einen 180 Grad Winkeladapter. Der fehlt in der nachfolgenden Liste, wird aber noch verbaut.
- Ab i7/13700k würde ich einen Contact-Frame verbauen
- Ich bekomme belegbare Rückmeldungen über schlecht laufende Lüfter des von mir verwendeten Netzteils, habe die Erfahrungen selbst aber nicht
- Bling-Bling-Fans wollen vielleicht eine weiße RTX verbauen (z.B. von Gigabyte, so dass die RGB-Software einheitlich ist) und RGB-Lüfter, mir war allerdings das Bling-Bling der AIO schon fast zu viel des Guten, bin ja auch schon etwas „älter“ …
Anbei eine Liste samt Preise:
(Ohne Gewähr, Amazon-Stand vom 26.05.2023, die Produkte können im Shop getauscht worden sein, prüfe die Komponenten, ob sie passen)
Typ | Bezeichnung | Anz | EP | GP | Link (Amazon) |
Rechner | |||||
AIO | DeepCool LS520 WH | 1x | 125 | 125 | https://www.amazon.de/dp/B0B1HJCQFZ |
Lüfter | Noctua NF-A12x25 PWM | 6x | 32 | 192 | https://www.amazon.de/dp/B07C5VG64V |
GPU | PNY GeForce RTX 4080 16GB Verto Triple Fan | 1x | 1275 | 1275 | https://www.amazon.de/dp/B0BKGWJRFF |
Mainboard | Gigabyte Z790 AORUS Elite AX | 1x | 260 | 260 | https://www.amazon.de/dp/B0BH28M64J |
CPU | i5-13600K | 1x | 289 | 289 | https://www.amazon.de/dp/B0BG63WLG3 |
RAM | 2x32GB Kingston FURY Beast Black XMP DDR5 | 1x | 245 | 245 | https://www.amazon.de/dp/B0BRTJ1XSM/ |
NVMe 1 | Kingston 2000 GB FURY Renegade PCIe 4.0 | 1x | 140 | 140 | https://www.amazon.de/dp/B09K36S11S |
NVMe 2 | Crucial P3 4TB | 1x | 170 | 170 | https://www.amazon.de/dp/B0B25P44CL |
Netzteil | Corsair RM1000e | 1x | 165 | 165 | https://www.amazon.de/dp/B0BVKZ9GCB |
Gehäuse | Fractal Design North Chalk White | 1x | 145 | 125 | https://www.amazon.de/dp/B09Y9FSZFX |
EUR | 2986 | Total (Preise vom 25.06.2023) | |||
Peripherie, u.a. | |||||
Audio | Focusrite Scarlett 8i6 Gen3 | 1x | https://www.amazon.de/dp/B07QNZ3V34/ | ||
Monitore | KRK Rokit RP7 Gen4 | 2x | https://www.amazon.de/dp/B07N86YKRX/ | ||
Cam | Elgato Facecam | 1x | https://www.amazon.de/dp/B0973DV11T/ | ||
Keyboard | Ducky One 3 MX Blue | 1x | https://www.amazon.de/dp/B09MSCHB6J/ | ||
Mouse | Razer DeathAdder V3 Pro | 1x | https://www.amazon.de/dp/B09ZLWH31W |
Mit meiner vorhandenen Hardware gab es – bis auf eine Ausnahme – keine Probleme. Alles läuft unter Windows so, wie unter macOS. Einzig die Focusrite wollte nach dem Standby einen Bluescreen provozieren. Der Hersteller zeigte sich dankbar über Hinweise, aufbereitet von nirsoft’s BlueScreenView (Link). Das Problem wurde vorerst mit der Installation eines Beta-Treibers gelöst (Link).
Fazit
Eigentlich bin ich sehr zufrieden. Als Designkritikpunkt will ich anbringen, dass ich eine mattweiße Seitenwand lieber gehabt hätte, denn eine aus Mesh – es scheint doch noch ein wenig durch von der AIO und der Grafikkarte.
Trotzdem will das North von Fractal sehr gefallen. Es ist für mich das mit Abstand schönste Design, was man für Geld kaufen kann. Dazu kostet es nicht sonderlich viel – andere Hersteller sind teils wesentlich teurer und deren Gehäuse teils Trümmer. Dafür muss man beachten, dass eine AIO für die CPU ab einer 4080 oben montiert werden muss und auf 240mm limitiert ist.
Mit meiner Kühlerkonfiguration bin ich hochgradig zufrieden. Allerdings hat das System auch einiges gekostet. Die Deepcool-AIO und die 6 Stück 120er Noctua bekommt man halt nicht geschenkt. Dafür passt das Ergebnis. Das System ist – auch beim Zocken von Star Citizen oder beim Rendern mit Resolve – nicht mal im Ansatz hörbar. Die Wärme wird auch so schnell abtransportiert, dass der obere Teil des Gehäuses gerade eben handwarm wird.
Der Rechner zieht sich wohl die 4-Fache Menge eines M1-Macs an Energie. Gut, das ist jetzt auch kein Wunder, Energieeffizienz ist ja auch die Paradedisziplin von Apple und die beiden, verglichenen Geräte sind in einer komplett anderen Leistungskategorie.
Es gibt auch eine Menge an Hilfsmaßnahmen in Windows, aber den eigentlichen Verbrauch der Hütte kann ich nicht wegdiskutieren. Es ist im Officebetrieb ein Plus von 60 Watt im Vergleich zu einem M1-Mac mini, das muss ich im Hinterkopf haben, wird er dafür genutzt, wofür ich ihn gebaut habe, gönnt er sich locker 500 Watt beim Zocken.
Home-Assistant-Ansicht über einen kompletten Tag verteilt. Sicher, das ist nicht alleine der Computer (Monitor, Audio-Equipment, USV-Verluste, Ladegeräte und Headset hängen allesamt hinter dieser Mess-Steckdose), man kann allerdings gut erkennen, wann ich gezockt habe.
Dieser Rechner ist ja quasi auch zu schnell für alles, was ich damit mache – meistens – in sofern kann ich mir sicher sein, dass ich nicht in kurzer Zeit wieder am Basteln bin. In sofern sollte diese Investition in 2023/06 etwas längerfristiges sein. (Ich versuche, diesen Artikel in 2025 noch einmal zu überarbeiten).
Alle Kreativaufgaben machen gewaltig viel Spaß. Ich habe sogar wieder Spaß daran, die NEF’s meiner Nikon nachzubearbeiten und Drohnenvideos zusammenzuschneiden.
Im Spielebetrieb bleiben keinerlei Wünsche offen. Die Hütte rennt und liefert das Maximum („Ultra“- Settings) in allen Spielen, die ich besitze – wohl limitiert durch meinen Monitor. Auch kein Vergleich mehr zu Geforce-Now, es ist eben doch etwas völlig anderes, mit dem eigenen Computer zu spielen.
Die ultimative Lobhudelei erspare ich Euch. Die Hütte macht Spaß, war stressfrei zusammenzubauen – auch für einen ungeübten. Sie läuft leise, und stabil – alle Treiber passen.
Was haben wir daraus gelernt:
Auch jemand, der absolut keinen Plan von der Materie hat, kann sich so eine Hütte zusammenbauen.