Erfal aus Falkenstein kenne ich „aus einem früheren Leben“. Die haben unheimlich schicke Rollos (und Stoffe), welche Du „smart“ bedienen kannst. Leider nur mit „HomematicIP“ und (bislang offiziell) nicht mit „Homematic“ (meint CCU3). Da ist jetzt aber mal richtig Unordnung im ELV- Produktsortiment. Ja, richtig gelesen: „HmIP-HDM1“ ist das erste, offiziell nur für HomematicIP und nicht für Homematic verfügbare Produkt. Ich bin darüber genauso platt, wie Du.
Allerdings gibt es im Juni 2022 so 2 mögliche Lösungen für das Problem, um diese Rollos dann doch noch mit HomeKit zu bedienen. Etwas wackelig, nicht das Optimum, aber es tut.
tl;dr: Hervorragend verarbeitete Rollos mit kleineren Schwächen lassen sich über Umwege in Homekit einbinden
Szenario:
Als Ex-Raucher bin ich auch Jahre später immer noch dabei, so zwei bis drölf Folgeerscheinungen in meiner Wohnung zu beseitigen. Vorhänge von Rauchern zum Beispiel faltet man nicht mehr, sondern man klappt sie zusammen. Aufgrund ihres Zustands blieb mir nur noch deren Entsorgung. Meine Luftreiniger quittierten eine Demontage selbiger mit lautem Aufheulen und anschließendem Warnton. Möglicherweise wären die Stoffe eher ein Fall für den Sondermüll…
Jetzt sind 90% meiner Fenster dummerweise auf der „Sonnenseite“ und ich lebe in einer Dachgeschosswohnung, welche extrem schlecht isoliert ist. Also wollte ich einen Rollo-Stoff haben, der eher reflektiert, denn absorbiert. Jeder Bewohner einer Dachgeschosswohnung kennt diese Probleme, besonders die Verschattung ist ausschlaggebend für das eigene Wohlbefinden und den Stromverbrauch der Klimaanlage.
Die mir bislang bekannte, einzig smarte, kaufbare Möglichkeit, wäre Ikea Fyrtur. Die haben nur das Problem, dass sie mit nur einem einzigen Stoff daherkommen, der nichts weiter kann, als absorbieren (sprich die Bude aufheizen); ferner ist bei 1400mm Breite Schluss.
Alternativ gibt es seit ein paar Monaten wohl Hunter-Douglas Antriebe, welche Homematic-IP kompatibel sind. Hierzulande verkauft Erfal Jalousien und Rollos mit diesem Antrieb über Fachhändler (Link). Schluss ist i.d.R. erst bei 1800mm*1 Breite und es gibt deutlich mehr Stoffe, welche aus mehreren Schichten bestehen, in unterschiedlichen Farben verfügbar sind und dann auch noch meinen Anforderungen entsprechen:
Ich brauche 6 Rollos für 3 Zimmer auf der Sonnenseite. Ein Schritt in unbekanntes Gewässer und ein ziemlich unbequemer und wackeliger dazu, da „HomematicIP“ an sich ein geschlossenes System ist. Es gibt keine Schnittstellen nach außen, so wie bei der „richtigen“ Homematic. Ich mag das mal gar nicht!
*Ich muss korrigieren in 11/2022: Offenbar sind Größen von 1800x2300mm (bxh) im Standard möglich – Ursprünglich hatte ich 1600mm Breite angegeben. Erfal bieter in einer wertigeren Technik aogar Größen von maximal 2400x2800mm an.
Ziel:
Steuerung von 6 neuen Rollos ausserhalb der grausigen HomematicIP-App mit Apple HomeKit über eine Bridge. Der Antrieb ist wie folgt betitelt: „HmIP-HDM1“. Hierzu gibt es für mehrere Bridge-Projekte auf Github gleich offene Issues, die bislang nicht gelöst sind.
Notfalls wollte ich die Zielpositionen über Programme in der CCU anfahren, aber nö:
Ansatz A: Einbindung der Rollos direkt in die Homematic CCU
Ist die angenehmste Variante: Ich bin unabhängig von der Cloud und kann im schlimmsten Fall einen Programmablauf auf der CCU schreiben, welcher das jeweilige Rollo in eine gewünschte Position fährt. Das wiederum kann ich in HomeKit über eine Bridge präsentieren. So wie immer, eigentlich.
Die Rollos lassen sich tatsächlich einbinden, allerdings ist die Einbindung auf der Homematic-CCU (noch?) nicht fertig. Die von ELV nicht offiziell unterstützte Einbindung ist nur rudimentär, die Endanschläge lassen sich in der CCU selbst nicht konfigurieren. So verheddert sich die Jalousie oder fährt nicht dahin, wo sie hin soll.
Es ist übrigens der erste Homematic-IP-Aktor, welcher nicht zur Homematic CCU kompatibel ist. Es wurde in den unterschiedlichsten Foren ja schon eine Menge an Kritik dazu ventiliert, ich muss das hier nicht auch noch machen (naja, vielleicht ein bisschen).
Sehr wohl sollte man laut dem Vlog Verdrahtet (Link – auf Youtube) die Endanschläge zuvor mit einem Homematic-IP Accesspoint anlernen können und die Rollos anschließend in die Homematic CCU einbinden können. Das das so funktioniert, hatte ich gehofft.
Dieses Vorhaben ist mir in mehreren Ansätzen aber nicht gelungen: Nach dem Einbinden in die CCU waren die Endandschläge nicht mehr präsent. Damit ist die CCU-Einbindung erstmal gestorben.
Alle CCU-Homebridge-Integrationen (und darauf basierende) sind auch aus diesem Grund für den „HmIP-HDM1“ m.E. bislang nicht nutzbar. Das ist verdammt dumm! Diesen Bock hat ELV geschossen. Ich muss mir etwas anderes überlegen.
Ansatz B: Einbindung von HomematicIP in HomeKit
Ich habe mir bis zu dieser Lösung ehrlich gesagt einen Wolf gesucht. Ziel der Sache war, die Homematic-Cloud von HomeKit aus zu erreichen, ohne von denen direkt ausgesperrt zu werden, weil man zu viele Anfragen macht. Die einzige Bridge-Integration, die im Moment nicht zum sofortigen Aussperren führt, ist jene von HomeAssistant (Link).
Auch wenn HomeAssistant im Moment quasi wirklich alles kann, ist mir dieses Monster zu groß. Aber: Die können HomematicIP (Link) und dazu den Erfal/Hunter-Douglas „HmIP-HDM1“, obwohl sie eine Warnung aussprechen (Link).
HomeAssistant gibt’s quasi für jedes Betriebssystem (Link). Da das Ding sogar auf FreeBSD läuft, lag die Vermutung recht nahe, dass sich HomeAssistant auch in einem Container auf Truenas zum arbeiten motivieren lassen sollte (Link).
Wer da jetzt weniger Bock auf Konsolen hat, kann sich sogar auf TrueNAS ein Klickibunti-Plugin klicken, welches das Ding fix und fertig lauffähig auf Dein NAS containert.
Nach der Benutzerkontenanlage und Grundkonfiguration von HomeAssistant baue ich unter //Einstellungen/Geräte und Dienste/Integrationen lediglich „HomematicIP“ dazu, die erfolgreiche Einrichtung geschieht in wenigen Minuten (mal wieder mit Knopfdruck auf den blauen Button).
Anschließend konfiguriere ich die bereits gefundene HomeKit-Instanz als Bridge; aktiviere aber in meinem HomeKit-Setup bislang ausschließlich die Domain „Cover“,
um das Chaos in meinen Bridges nicht noch auf die Spitze zu treiben. Dummerweise kann ich in HomematicIP und dann auch in HomeAssistant anfangs die Gruppen nicht von den Blinds unterscheiden, da sie in HomematicIP stumpf nummeriert werden und nicht einzelnen Räumen beisortiert wurden. Das führt dann auch zum „knopf drücken und gucken, was passiert“…
Durch simples Ausprobieren kann ich in der Apple Home-App die Jalousien endlich den richtigen Räumen und der jeweils richtigen Position im Raum zuordnen. Die Homematic-Gruppen brauche ich nicht, da ich alles mit einem Sprachbefehl in Homekit (z.B. öffne alle Jalousien im Büro) abfrühstücken kann. Sie wandern in der Home-App – wie alles, was ich nicht brauche – im Raum „Zusatzprogramme“.
Die Integration läuft bei mir – im Moment – stabil. Es gibt 20-30 Anweisungen pro Tag, je nach Anwesenheit, Wetter und Arbeitsaufkommen, ELV schmeißt mich mit dieser Integration bislang nicht aufgrund zu hoher Anfragen raus. Möglicherweise sind 6 Rollos an einem Homematic-IP Accesspoint ohne weiteres Geraffel dazu auch noch nicht in der Lage. Im schlimmsten Fall könnte ich die Rollos mit der HomematicIP-App bedienen, was für mich allerdings eher weniger begrüssenswert ist.
Und wie sind die Rollos (Jalousien?) von Erfal so?
Mit Verlaub: Ein Traum. Ich konnte in Breiten bis zu 1800mm und Höhen bis zu 2300mm wählen, einige Shops boten sogar für 2000mm Breite an. Die Rollos kommen mit einem Träger, lassen sich einfach an Clipsen an der Wand oder Decke montieren. Die Rollos haben – anders als Ikea – keinen Akku zum Herausnehmen, sondern werden über einen simplen Anschluss geladen, sofern erforderlich.
Bei HomematicIP-Rollos sind im von mir genutzten Partner-Webshop 10 Stoffe auswählbar. Die Kennzahlen für Reflektion, Transmission und Absorption werden jeweils mit angegeben – So konnte ich den für mich passenden Stoff schnell herausfinden.
Findige Bastler können den Anschluss auch dauerhaft angeschlossen lassen. Ich glaube aber nicht, dass das bei mir notwendig sein wird. Die Kabel an den mitgelieferten Netzteilen sind lang genug, alle 6 Monate hätte ich auch kein Problem, die Rollos für ein paar Stunden zu laden.
Ich hatte zunächst ein Rollo quasi als Testballon bestellt und prompt selbst einen Fehler gemacht: Ich hatte zwar die Warnung für die Maße (Stoff ist ca. 40mm schmaler als das Trägeraussenmaß) im Webshop zur Kenntnis genommen, allerdings nicht bedacht, dass ich – wenigstens im Schlafzimmer – eine wesentlich größere Breite denn lediglich Fensterbreite hätte wählen sollen, da es ansonsten nicht richtig abdunkelt.
Die Rollos werden auf Maß gefertigt und können deswegen nicht zurückgesendet werden. Mir war das vorher klar, ein Fenster im Büro passte dann quasi besser und so orderte ich den Rest.
Nicht gefallen hatte mir, dass ein Chat-Anfrage im Shop zu Übergrößen nicht beantwortet wurde und die Lieferzeit nicht weitergegeben wurde. Im Home-Office ist das nicht weiter schlimm, allerdings bin ich in vielen Kommunen unterhalb der Woche unterwegs. Kommunikation war nicht die Stärke des Shops.
So kam der freundliche Kurier jeweils „plötzlich“, jeweils exakt zur Mittagspause. Ich hatte in beiden Fällen Glück, anwesend zu sein. Die Rollos waren wirklich erstklassig verpackt, Anleitung und Befestigungsmaterial sind ausreichend. Alles notwendige ist dabei, selbst Stoffhandschuhe zur Montage wurden mitgeliefert.
Die Montageclipse hätten in ihrer Anzahl pro Rollo allerdings mehr sein sollen, bei zwei größeren Rollos zur Deckenmontage biegt sich das Profil leicht. Das hätte mit mehr „Clipsen“ besser gelöst werden können, das Formblechteil ist m.E. ein Centartikel.
Der Antrieb selbst ist recht laut, sofern er (wie bei mir) auf einem Resonanzkörper (z.B. dem Rolladenkasten oder in der Gaube) angebracht wird. Allerdings stört mich das überhaupt nicht, es ist quasi eine Quittung für das, was ich Siri gerade angewiesen habe.
Fazit:
Die qualitativ hochwertigsten Rollos haben zwei Schwächen: Zu wenig Befestigungsclipse und die Beschränkung auf HomematicIP. Man ist (im Moment) auf Goodwill von ELV und eine funktionierende Cloud angewiesen, sofern man denn in HomeKit integrieren möchte, was bei mir alternativlos ist.
Auch wenn das für mich im Moment funktioniert, kann ich Dir keine Garantie geben, dass das für Dich auch so ist. Vielleicht hast Du in Deinem HomematicIP Accesspoint ja viel mehr Geräte.
Besser finden will ich eine vollständige Integration in die „richtige“ CCU, daraus folgt mit Sicherheit auch eine fertige Ansteuerung für Homebridge-Homematic. Und noch besser finden will ich, wenn ELV das Projekt von Thomas Kluge (Link) endlich mit in die CCU-Firmware packt, sich das von Apple auch offiziell freigeben lässt und diesen Mediola-Quatsch endlich sein lässt. Aber wer bin ich schon, dass man mich ernst nehmen sollte…
Kosten:
Ich habe für 6 Rollos, einen HomematicIP Accesspoint und 3 Schalter insgesamt rund EUR 1500,00 ausgegeben, verteilt über Amazon und einen Webshop. Die Lieferzeit für die Rollos betrug – anders als vom Webshop (10-14 Tage) angegeben – lediglich 4 und 5 Werktage, geliefert wurde via Kurier.
Dieser Bericht wurde nicht autorisiert oder finanziell gesponsert.