2,4G WiFi von neuen AVM und Arcadyan (Telekom/Vodafone) Routern…

…verhalten sich im Schwarm einer Hipstergegend alles andere als optimal. Das Resultat sind überlastete Frequenzbänder, welche kaum noch für die Übertragung von Daten taugen. So geschehen in meiner Nachbarschaft, denn immer mehr Familien nutzen diese „Heimplasten“ und wissen noch nicht einmal, wie schlecht diese Dinger ab Werk konfiguriert sind.

Krefeld Königshof ist eine wunderschöne Wohngegend im grünen Randbezirk von Krefeld. Einfamilien-Reihenhäuser wechseln sich mit Mehrfamilienhäusern aus den Sechzigern ab. Gutbürgerlich, sagt man. Ich erkläre häufig, wir leben in so einer Hipstergegend, in jener Helikoptereltern ihre Kinder mit ihrem Q5 zur Schule fahren und anschließend Dinkelbrot vom Bio-Bauern holen.

Ein Zuzug eines Nachbarns mit so einer Heimplaste sorgte unlängst dafür, dass einige IoT-Geräte in der Umgebung den Dienst versagten. Ich will erklären, warum es dazu kam und wie Du das verhindern kannst.

Eine Sonos-Musikanlage benötigt WiFi in 2,4G Frequenzband. Diese Eigenschaft teilt sie sich mit vielen anderen Geräten, so z.B. auch einem Staubsauger oder einer Webcam. Die Hersteller können keine 5G Kompatibilität bereitstellen, da die Produktkosten sonst in die Höhe schnellen würden. In der Regel funken alle diese Gewerke eben im unteren Frequenzband, 2,4 GHz (von 2412 MHz bis 2462 MHz).

Nutze ich also den WiFi-Kanal 6 in 20 MHz Breite, belege ich zeitgleich auch die Kanäle 4 bis 8. Alle „Funkgespräche“ aus Nachbarzellen, die ebenfalls auf diesem Kanal funken, verlangsamen meine WiFi Geschwindigkeit. Ich verlangsame ebenfalls die Geschwindigkeit der Nachbarzellen, jene auf diesem Frequenzband funken. Man spricht dabei von „Interferenzen“.

Auch wenn wir von unserem „Router“, also dem Speedport oder der Easybox oder der Fritzbox die Möglichkeit bekommen, die Kanäle 1 bis 11 auszuwählen, können wir effektiv nur die Kanäle 1,6 und 11 nutzen.

 

Nutze ich den Kanal 3 oder 4, beeinträchtige ich gleich 2 effektiv nutzbare Kanäle (Kanal 1 und 6) und werde auch von 2 nutzbaren Kanälen beeinträchtigt. Dieses Verhalten ist – salopp formuliert – asozial.

 

Die Automatikfunktion der Hersteller funktioniert nicht

Leider passiert das immer häufiger, da viele sich mit ihren Geräten nicht auskennen und die Automatikfunktion ihrer „Router“ nutzen. Dabei passieren solche Dinge eben. Besonders problematissch ist die Situation, wenn Familien neu dazuziehen. Es kann mitunter Wochen dauern, bis ein ganzer Straßenzug – bestehend aus Derivaten der Hersteller in der Überschrift – wieder zur Ruhe kommt.

 

Zu laut

Menschen, die sich mit der Materie nicht auskennen, konfigurieren noch schlimmer – sprich sie erhöhen die Sende- und Empfangsstärke, um die Reichweite zu erhöhen oder um andere zu übersteuern. Sie übersehen dabei, dass sie dabei zeitgleich die Interferenzen erhöhen. Accesspoints und Notebooks müssen jetzt viel mehr rechnen, um die Störung durch andere aus dem Funkgespräch herauszurechnen. Das kostet nicht nur auf der Accesspoint-Seite Strom, sondern auch bei den Nutzern – der Akku des Telefons entleert sich schneller, ohne dass dadurch eine Verbesserung entstanden ist. Am schlimmsten sind diejenigen, die sich für ihre Fritzbox „größere“ Antennen zulegen. Am allerschlimmsten sind jedoch die Shops, die so etwas verkaufen.

 

Nutzung von 40MHz in 2,4G

So wie ich unlängst herausfinden musste, sorgt die Automatikfunktion der neuesten Derivate dafür, dass u.a. auch in 40MHz Bandbreite gefunkt wird, um schneller zu sein. Problematisch hierbei ist, dass ich bei dieser Vorgehensweise den nutzbaren Frequenzraum halbiere. Dieses Verhalten ist ebenfalls asozial. Man müsste AVM und Arcadyan dafür eigentlich über’s Knie legen.

 

Nutzung von Mesh

Zur Reichweitenerhöhung wird neuerdings auch Mesh verwendet. Dieses Verfahren reduzieren die zur Verfügung stehenden Frequenzräume ebenfalls, da sie, um die Funktionalität bereitzustellen, jetzt in der Regel mindestens 2 nicht überlappende Kanäle verwenden, um Daten zu übertragen.

Das sind nur einige, wenige Beispiele warum ein WiFi in Hipstergegenden möglicherweise nicht funktioniert. Auf dem Land, z.B. auf einem Bauernhof, wird dieses vermutlich weniger Impact auf die Qualität haben, als in der Stadt.

Und so schließt sich der Kreis. Es führt eben nichts an einer guten, minimal controllergestützten Lösung vorbei. Helfen kann man sich, indem man erst einmal herausfindet, welche Kanäle von den Nachbarn belegt werden. Anschließend kann man einen freien Kanal fest konfigurieren. Hast Du keine Geräte, die in 2,4G funken müssen, wechsle gleich auf einen freien Kanal im 5G-Bereich. Beachte jedoch, dass hier dieselben Regeln gelten.

Hierfür gibt es jede Menge für Windows, Android und auch Mac:

Ich benutze immer und sehr gerne den WiFi Explorer von Adrian Granados. Den findest Du hier: https://www.adriangranados.com. Ausserdem kannst Du mit diesem Ding auch den störenden Nachbarn ausfindig machen und ihn zum Gespräch bitten, z.B. um das Problem zu beheben.

„Die Performance eines WiFi definiert sich primär durch geringe oder fehlende Interferenz. Oberstes Ziel sollte es immer sein, Interferenzen zu vermeiden.“

Dann funktionieren auch wieder diese IoT-Dinge, die Ihr alle so gerne mögt.

Lasst doch die Finger weg von Heimplasten und Mesh-Systemen oder Repeatern. Schaue Dir gute Lösungen für WiFi an. Es muss definitiv nicht Lancom oder Aruba sein! Auch für den Heimbereich gibt es schon eine Menge günstig zu erstehen. Ubiquiti Unifi ist so ein Produkt, auch Netgear oder Zyxel bieten Lösungen für Zuhause an. Alles andere schadet dem Zusammenleben in Deiner Nachbarschaft. Dann kannst Du auch wieder störungsfrei Netflix auf Deinem Tablet schauen. Auch in Hipstergegenden.

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